Klöckner - Ferromatik
Der Hydraulische Einzelstempel
In den 1930er und 1940er Jahren hatte man die Erkenntnis gewonnen, dass eine leistungsfähige Mechanisierung der Kohlengewinnung nur möglich sei, wenn es gelang, eine stempelfreie Abbaufront zu verwirklichen. Der Weiterentwicklung der Reibungsstempel aus Stahl und Leichtmetall wurde daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nach Gründung der Klöckner-Ferromatik GmbH in Rauxel im Jahr 1954 wurde Victor-Ickern fast 20 Jahre Entwicklungs und Erprobungszeche für hydraulischen Strebausbaue.
Die Entwicklung
1954 Erster Versuch mit einem Dreirahmengespann für flache Lagerung
1954-1965 Einsätze verschiedener Schreitausbautypen in steiler Lagerung
1956 Entwicklung u. Verbreitung des hydraulischen Einzelstempelausbaus mit zentraler
Hydraulikpumpe.
1956-1973 Einsatz verschiedener Schreitausbautypen für fache bis geneigte Lagerung
1970 Erster Schildausbau im Ruhrrevier
Auf Grund von Last-Einschubmessungen die an Reibungsstempeln in Abbaubetrieben von Victor-Ickern durchgeführt worden waren, kam man zur Erkenntnis das diese nicht in der Lage waren, das Hangende gleichmäßig mit hoher Stützkraft zu tragen. Hierfür schien nur hydraulischer Ausbau geeignet der mit hohem Andruck gesetzt werden konnte. Die ersten, aber erfolglosen Versuche mit hydraulischen Einzelstempeln aus Leichtmetall erfolgten in den 50er Jahren. Danach nahm Bergrat Kayser Kontakt mit der Firma Fritz Faudi in Falkenstein im Taunus auf. Diese hatte während des Zweiten Weltkrieges hydraulische Flugzeugfederbeine hergestellt und sich auf den Bau hydraulischer Maschinen spezialisiert. Man betraute diese Firma mit der Entwicklung hydraulischer Stempel die in Ausbaurahmen eingebaut werden sollten. Überlegungen für einen neuen verbesserten hydraulischen Einzelstempel gab es noch nicht.
Am 1. August 1954 wurde auf Initiative von Bergrat Keyser die Firma "Klöckner-Ferromatik Gesellschaft für Forschung und Entwicklung GmbH für angewandte Hydraulik im Bergbau und in der Schwerindustrie" gegründet. Später firmierte sie unter dem Namen < Klöckner-Ferromatik GmbH > Seinen Betrieb konnte das neue Unternehmen in den alten Gebäuden der stillgelegten Zeche Victor I/II aufnehmen. Bereits im Herbst 1954 kamen die ersten hydraulischen Ausbaugespanne für die steile Lagerung zum Einsatz. Parallel zu den Ausbaugespannen wurde 1955 mit der Entwicklung des hydraulischen Einzelstempels begonnen. Ab März 1956 konnten die ersten 200 Ferromatik-Stempel im Untertagebetrieb Victor III/IV erfolgreich erprobt werden. Die Serienfertigung der Stempel wurde 1957 aufgenommen und nicht nur an der Ruhr und Saar, sondern Weltweit verkauft. Bis zur Einstellung des Betriebes wurden etwa 1,5 Millionen Ferromatik-Stempel hergestellt.
Erster Schreitausbau im Flöz Mausegatt auf Ickern I/II 1954
Hydr. Einzelstempel mit GGH-Strebkappen
Flöz Präsident Victor III/IV 1956
Rahmenausbau mit Vorpfänderkappe und
Abbauhammergewinnung Victor III/IV 1956
Gruppenausbau 1958
Schwenkrahmen mit Versatzmatte Ickern I/II
1956
Rahmenausbau für die flache Lagerung
Flöz Präsident Victor III/IV 1956
Gruppenausbau im Flöz Wilhelm. Die Wetterlampe zeigt die Senkrechte an. 1958
Ferromatik-Schwenkgespanne Victor III/IV 1959
Schwenkgespanne Victor III/IV 1966
Produktion der hydraulischen Stempel 1966
Ferromatik-Doppelbockgespanne
Becoritstempel und Vanwersch-
Strebgelenkkappen um 1959
Einzelstempelstreb Flöz Gretchen Ickern I/II
1966
Ferromatik 3/6 Ausbaugespanne Ickern I/II 1966
Hydraulischer Ausbaugespanne Ferromat 2/4
1968
Erster Schildausbau im Ruhrrevier Ickern 1970
Schreitausbau auf Ickern III 1975
Nach dem Erfolg mit den hydraulischen Einzelstempeln widmete man sich verstärkt der Entwicklung des hydraulischen Schreitausbaues. Die Entwicklung führte vom Schwenkgespann über den Doppelbock zu den Parallelgespannen Ferromat 2/3 und 3/6. Doch die Betriebserfahrungen mit diesen Schreitausbausystemen war nicht befriedigend. Ein Durchbruch konnte erst erzielt werden als Ferromatik und Victor-Ickern 1969 gemeinsam die Entscheidung trafen, einen Schildausbau einzusetzen. Der erste Einsatz 1970 auf Ickern III war ein voller Erfolg. Er führte dazu das der Schildausbau in wenigen Jahren nicht nur an der Ruhr, sondern weltweit die Schreitausbausysteme ablöste.
Erstes OBV-Schild im Ruhrrevier mit Schrämmaschine Ickern III 3.September 1970
Am 1. Oktober 1977 erfolgte die Fusion der Klöckner-Ferromatik GmbH mit der Becorit Grubenausbau GmbH in Recklinghausen zur Klöckner-Becorit GmbH Castrop-Rauxel. Im Zuge der weiteren Entwicklung schlossen sich im Juli 1991 die Klöckner-Becorit GmbH und die Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia Lünen zur Westfalia Becorit Industrietechnik GmbH Lünen zusammen. Im Oktober 1992 wurde das Werk Castrop-Rauxel geschlossen. Die danach aus dem Zusammenschluss der Westfalia Becorit Industrietechnik GmbH und der Maschinenfabrik Hemscheidt GmbH gebildete Deutsche Bergbau Technik (DBT) arbeitete unter dem Dach der DSK nur noch in Lünen.
Im Mai 2007 wurde die Deutsche Bergbau Technik (DBT) von Bucyrus International mit Sitz in Milwaukee USA für 559 Millionen Euro übernommen, die ihrerseits 2011 in Caterpillar aufgegangen ist.
Klöckner-Becorit 1975
Auf Anregung von Bergrat Werner Dubusc wurde 1954 mit der Planung des Höchstdruck-Blockkraftwerkes Rauxel begonnen. Ein Ausbau des Kraftwerks Victor III/IV mit seinem zu geringen Dampfdruck von 64 atü, wäre unwirtschaftlich gewesen.
Der wachsende Strombedarf führte 1960 zur Planung des Blocks 2. Die Ausmasse des neuen Blocks mit Kamin und Kühlturm waren zur damaligen Zeit technische Rekordmarken. Der Kühlturm mit 87m Höhe und einer Wandstärke von nur 14 cm war der größten der Welt. Der 230 m hohe Schornstein der in nur 55 Tagen errichtet wurde war zu dieser Zeit der höchste Europas.
Kraftwerk Block 1 1958
Kraftwerk Rauxel Bock 2 im Bau 1967
Kraftwerk Block 1 und 2 Kühlturm und Schornstein. Im Hintergrund Victor III/IV und die Stickstoffwerke 1970
Kraftwerk Block 2 im Bau 1967
Kraftwerk Rauxel 1967
Sprengung des Kühlturms
Die Firma Klöckner verkaufte das Kraftwerk Rauxel am 1. Oktober 1982 an die VEBA Kraftwerke Ruhr AG, die ab September 1998 der PreussenElektra gehörte und am 16. Juni 2001 in der heutigen E.ON AG aufging. Das Kraftwerk wurde der Kraftwerksgruppe West 2 zugeordnet und am 15. Juni 2001 abgeschaltet.
Obwohl das Kraftwerk nach damaligen Standard eines der kleineren Steinkohlekraftwerke war, war es in Anbetracht der gesetzten Rekorde eines der Pionierkraftwerke.
Nachdem der Kühlturm bereits am 5. November 2006 gesprengt worden war, erfolgte die Sprengung des 1966 errichteten Schornsteins am Morgen des 6. April 2008
Sprengung des 230 Meter hohen Schornsteins vom Kraftwerk Rauxel 2006
1930 wurde der Holzplatz von Victor III/IV vom Osten zum Westen des Zechenplatzes verlegt. Die Anlieferung und Bearbeitung des Holzes wurde durch die konzerneigene Firma Westholz durchgeführt.
Holzplatz der 1922 gegründeten Westfälischen
Holzgesellschaft
Holzplatz 1927
Westholz 1980 an der Wartburgstrasse
Sägewerk 1927
Schnittholzlager 1927
Es bestand in den 20er Jahren eine wachsende Nachfrage der Landwirtschaft nach Stickstoff-Düngemitteln. Das führte 1926 zur Gründung eines
Stickstoffwerkes unter dem Namen
" Gewerkschaft-Victor ". Es waren jeweils die Klöckner-Werke AG und die Winterhall AG beteiligt. Grundlage für die Produktion von Stickstoffdünger ist Wasserstoff, der zu 60% im Kokereigas enthalten ist. Es bot sich daher an, das Stickstoffwerk mit der Kokerei Victor III/IV zu betreiben.
Gewerkschaft Victor , links Victor III/IV 1934
Links: Victor III/IV und Stickstoffwerke 1961
Stickstoffwerke 1969, links Victor III/IV
Mitarbeiter Labor 1929
Stickstoffwerke 1969 im Hintergrund Victor III/IV
Ziegel und Beton-Werke GMBH Castrop-Rauxel
Die Ziegel und Beton Werke wurden 1919 gegründet, in einer Zeit nationaler Erschütterungen und wirtschaftlichen Ruins. Um die Industrie und Wirtschaft wieder
anzukurbeln und darüber hinaus die drückenden Kriegslasten zu bezahlen, brauchte man vor allem Kohle. Sollten aber die Zechen ihre Förderungen steigern, mussten Bergleute angeworben werden. Es
waren jedoch keine Wohnungen da, die neuen Bergleute unterzubringen und es waren keine Baustoffe da, neue Wohnungen zu bauen. Aus dieser Notlage heraus erwarben die Klöckner-Werke in der Umgebung
von Castrop-Rauxel einige brachliegende Ziegeleien und gründeten zunächst als besonderes Unternehmen die Ziegelei-und Baugesellschaft mbH. Im Jahre 1922 bot sich dem
jungen Unternehmen ein kleines Betonwerk auf der Wartburgstrasse in Rauxel an. Dieser Betrieb, der bei der Übernahme lediglich aus einer kleinen Stampfhalle bestand, stellte damals nach den
neuesten Erkenntnissen der Betontechnologie mit modernsten Maschinen und Einrichtungen Betonwaren aller Art her. Das Unternehmen, das im Jahre 1942 seinen Namen in " Ziegel - und Beton -
Werke GmbH " geändert hatte, gehörte dem Bereich der Klöckner-Werke an und ist im besonderen der Niederlassung Bergbau Victor-Ickern angelehnt. Es umfasste das Betonwerk und eine
Baustoffgrosshandlung in Rauxel und das Klinkerwerk und zwei Ziegelwerke, die auf Waltroper Gebiet betrieben wurden. Es beschäftigte 270 Arbeiter und Angestellte. Beliefert wurden Baubehörden
sowie Firmen des Hoch- Tief und Industriebaus. Nach den Ruhrgebiet waren Münsterland und das Sauerland die Hauptabsatzgebiete. Ein bekanntes Ziegelprodukt der Ziegel und Betonwerke war der "
Rauxeler Klinker ". Er war aus Lehm und Ton ohne jeden Zusatz von Fremdmaterial hergestellt. Weiter produzierte das Betonwerk Rohre von 2 Meter Durchmesser, Sohlschalen für Bachauskleidungen,
Bord und Randsteine für Fahrbahn-und Wegbegrenzungen, Betonplatten für Gehweg-und Platzbefestigungen, Kabelformsteine und andere Betonwaren. Ab 1955 Herstellung von Stahlbetonfertigteilen für den
Hochbau für Bauten bis zu 12 und mehr Stockwerken. Bis zum Jahr 1959, zum 40 jährigen Bestehen, entwickelte sich dieses Werk zu einem führenden Unternehmen der westdeutschen Bauindustrie. Es
produzierte jährlich 20 Millionen Klinker, Gitterziegel und Mauerziegel sowie 60000 t Betonwaren.
Blick auf das Betonwerk Rauxel
Im Hintergrund das Klöckner-Kraftwerk
Ziegelei Waltrop Nordring. Künstliche
Trockenanlage mit elektrischer Schiebebühne
Verlegung v. Betonrohren mit 2 m Durchmesser
Im Klinkerwerk Oberleveringhausen / Waltrop
wurden die " Rauxeler-Klinker " gebrannt